Vereinsgeschichte

Rugby Geschichte im BSV 1892

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Rugby-Meisterschaft 1936/37
Stehend: Thiesis, Hoffmeister, Hierse, Witt, Draheim, Bartel, Roth, Ryge, Reinhard, Richter, Hanslok, Reger, Haninger; Kniend: Hübner, Volkmann

Als im Olympiajahr 1936 die Rugbymannschaft von Tennis Borussia als Berliner Meister zum BSV 1892 wechselte, wer hätte da gedacht, daß mit diesem Wechsel der Grundstein für eine so erfolgreiche und große Abteilung gelegt wurde, auf die der Verein heute mit Recht stolz sein kann. Eine Abteilung, die seit vielen Jahren in der höchsten deutschen Spielklasse spielt, mehrere Nationalspielerinnen und Nationalspieler stellen konnte und deren Pokalschrank voll von nationalen sowie internationalen Siegestrophäen ist. Begonnen hatte die Geschichte mit dem Wechsel der kompletten Rugby Abteilung von Tennis Borussia zum BSV 92. Eine Mannschaft, die in acht Jahren ihres Bestehens fünf Berliner Meisterschaften errungen und den Einzug in das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft einmal nur ganz knapp verfehlt hatte, verließ ihren Verein, weil sie sich dort nicht mehr gut vertreten fühlte. Trotz ihrer großen Erfolge mußte die Mannschaft alle ihre Heimspiele auf einem der Nebensportplätze von Tennis Borussia im Bezirk Niederschönhausen austragen. Hier war es unter anderem notwendig, die Goalstangen bei jedem Spiel ca. 400 Meter weit auf den Platz zu tragen, dort aufzubauen und natürlich sie auch wieder abzubauen und zurückzuschaffen. Auswärtige Gäste hier zu empfangen, war ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit.

Bei aller Begeisterung für das Rugbyspiel kam doch auf die Dauer darüber eine gewisse Unlust auf, sich bei jedem Spiel, auf eigenem Platz, dieser zusätzlichen Anstrengung zu unterziehen. Hinzu kam, daß fast alle Spieler in Charlottenburg und Wilmersdorf wohnten und der Hin- und Rückweg nach Niederschönhausen somit eine Tagesreise darstellte. Die wiederholte Bitte an den Hauptverein Tennis Borussia, ein anderes, in der Nähe gelegenes Spielfeld zur Verfügung zu stellen, konnte anscheinend nie erfüllt werden. So kam es, daß der Wunsch von 25 Spielern, den Verein zu wechseln und woanders eine Rugby-Abteilung aufzubauen, immer größer wurde. Zu diesen Spielern gehörte Ernst Czepluch, Werner Hanslok, Paul König, Hans Petznick, „Jonny“ Richter und „Eibi“ Thiesis.

Paul König war es dann, der beim BSV 92 auf Verständnis für die bestehenden Schwierigkeiten stieß. Der Verein gab die Zusage, den erforderlichen Platz zu stellen und mit der Gründung einer Abteilung einverstanden zu sein.

Am Lochowdamm in Wilmersdorf (heute Forckenbeckstraße), wo ein Nebenstadion der Olympischen Spiele gebaut war, stand ein Rasenplatz zu Verfügung, der für alle Spieler bequem zu erreichen war. So schlug die Geburtsstunde der Rugby Abteilung im BSV 92.

Zum 1. Vorsitzenden der neuen Abteilung wurde Paul König gewählt. Die Abteilung erhielt von Anfang an alle Unterstützung des Hauptvereins, dessen damalige Vorsitzenden Heinz Schmidt und Otto Strenz ihrem jüngsten Kind sehr wohlgesonnen waren, und die Mannschaft dankte es dem Verein nur ein Jahr später, 1937, mit der erneuten Berliner Meisterschaft.

Zu jener Zeit gab es in Berlin acht Rugbyvereine, von den 4 – 5 sogar noch eine 2. Mannschaft hatten, doch die Besten von ihnen kamen aus dem BSV 92. Bis zum Ausbruch des Krieges wurde es fast zur Regel, daß bei Städtespielen der BSV 92 mit 10 von 15 Spielern die meisten Spieler stellte. Im Jahr 1938, dem Jahr des zweiten und bisher letzten Sieges über Frankreich, standen dann auch mit „Eibi“ Thiesis und „Jonny“ Richter zwei BSV 92 Spieler in jener denkwürdigen deutschen Ländermannschaft.

„Eibi“ Thiesis brachte es im ganzen auf 14 Länderspiele, und wenn man sich heute über die besten Rugby Stürmer unterhält, die Deutschland hervorgebracht hat, so wird sein Name immer genannt. „Jonny“ Richter stand sechsmal in dieser Ländermannschaft, der es am 27. März 1938 in Frankfurt am Main gelang, mit 3:0 gegen Frankreich erfolgreich zu sein.

Alle Spieler des BSV 92 aufzuzählen, die bis Kriegsausbruch eine Berufung zur Stadt- oder Nationalmannschaft erhielten, würde hier zu weit führen.

Die erfolgreiche Entwicklung des Rugbysports in Berlin und beim BSV 92 wurde durch den Krieg dann jäh gestoppt. War Berlin vor dem Krieg noch eine Hochburg im Rugby, so war nach 1945 kaum noch etwas übrig geblieben. Viele Spieler waren gefallen, hatten die Zeit nur als Invaliden überlebt, oder waren in Gefangenschaft.

Infolge der Auflösung aller Vereine durch den Alliierten Kontrollrat dominierte der Kommunalsport, und die verbliebenen Spieler waren in alle Winde verstreut.

Unter dem Namen „Sportgruppe Wilmersdorf‘ kämpften die wenigen verbliebenen Spieler weiter und errangen dann 1947 und 1948 wieder die Berliner Meisterschaft. 1948 kam diese Mannschaft sogar bis in das Endspiel der Deutschen Rugby Meisterschaft, wo sie dann aber mit einem 30:0 gegen Victoria Hannover scheiterte, hauptsächlich deshalb, weil sie inzwischen stark überaltert war. Hier machte sich das Fehlen der vielen im Krieg gebliebenen Spieler bemerkbar. Andere Spieler waren inzwischen nach Hennigsdorf umgezogen, z.B. „Eibi“ Thesis, der seine ganze Kraft dem Neuaufbau des Rugbysports widmete. Seine Arbeit bildete den Ausgangspunkt für die gesamte Rugby Bewegung im Osten Deutschlands. Viele heutige Trainer und Ex-Nationalspieler sind durch seine Schule gegangen, haben sich von ihm für den Rugbysport begeistern lassen und geben diese Erkenntnisse heute ihrerseits an junge Menschen weiter.

Trotzdem reichte die Spielstärke der Mannschaft, die mit der formalen Neugründung der Rugby Abteilung im Jahr 1949 als Team des BSV 92 spielte, aus, um die Berliner Meisterschaften von 1947-1954, also achtmal hintereinander, und auch 1956 zu gewinnen. Motor des Erfolges war der langjährige Kapitän der Mannschaft, „Jonny“ Richter, der es auf insgesamt 9 Berliner Meistertitel brachte. Als talentierter Dreiviertelspieler hatte er auch seinen Stammplatz in der damals sehr erfolgreichen Berliner Stadtmannschaft.

Nach Abschluss seiner Sportlerkarriere übernahm „Jonny“ Richter von seinem Vorgänger Fritz Sueplie für mehr als 10 Jahre die Geschicke unserer Abteilung, die er mit Umsicht und Erfolg führte. Er gehörte nach seiner Vorstandsarbeit noch viele Jahre dem Schiedsgericht des Deutschen Rugby Verbands an. In dieser Zeit traten die „Alten Meister“ vom sportlichen Geschehen zurück, einige Spieler verließen den Verein und gingen unter anderem nach Amerika oder Kanada. Doch die „Neuen Meister“ wollten einfach nicht nachwachsen. Hinzu kam in dieser Zeit, am 13. August 1961, der Bau der Berliner Mauer. So blieb einigen Spielern und Freunden des Rugbysports aus Ost Berlin und aus dem Umland der Weg zum BSV 92 versperrt. Der Sportbetrieb mit Ost Berlin und der DDR, vorher schon stark reduziert, kam für die nächsten Jahre gänzlich zum Erliegen.

Was eigentlich den Rugbysport Berlins aufrecht erhielt und weiterentwickelte, war der in der Nachkriegszeit von den Alliierten (Briten, Franzosen und Amerikanern) aufgenommene gemeinsame Sportbetrieb. Nur so konnte das spielerische Niveau gehalten und sogar weiter entwickelt werden.

Kurt Schmidt, der als Trainer die undankbare Aufgabe in dieser Zeit übernahm, aus den verbliebenen Spielern eine gute Mannschaft zu formen, stand vielen Problemen gegenüber. Er startete sein Vorhaben, von wenigen Teilerfolgen abgesehen, ohne zu großer Wirkung. Es fehlten die entsprechenden Spieler. 1965 kam dann noch ein besonderer Aderlaß hinzu. Einige Polizisten, die in der 1. Mannschaft standen, hatten es sich in den Kopf gesetzt, beim Polizei Sport Verein wieder eine eigene Rugby Abteilung ins Leben zu rufen.

Dieser Verlust an Stammspielern war kaum noch zu ersetzen, und nur unter größter Anstrengung gelang es den verbliebenen Spielern unter der Trainingsleitung von Eberhard Linstädt, wieder eine volle Mannschaft aufzubauen. Ihnen sei an dieser Stelle für diese Leistung besonderer Dank gesagt.

Schüler und Jugendmannschaft

Anfang der Siebziger gelang es dann unserem damaligen Jugendwart Peter Welsh, einem Lehrer der John F. Kennedy Schule, zusammen mit Siegfried Kammholz, von dieser Schule Schüler für unsere Abteilung zu gewinnen. Damit war endlich der Durchbruch zum Aufbau von Schüler und Jugendmannschaften gelungen, der von Werner Engwer und Hans Petznick in den fünfziger und sechziger Jahren schon einmal mit großer Mühe und doch so geringem Erfolg versucht worden war.

Die Erfolge blieben jetzt nicht aus, und schon im Jahre 1978 wurden die Schüler der Klasse C zur allgemeinen Überraschung der deutschen Rugbygemeinde Deutscher Meister. Diesen Erfolg konnten die Schüler der Klasse C genau zehn Jahre später, im Jahre 1988, jetzt unter ihrem Trainer Alex Latotzky, wiederholen.

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Hinten: Alex Latotzky (Trainer), David Latotzky, John Rigney, Caspar Leendertz, Olav Kahl; Vorn: Guy Gross, Dean Dawson, Michael Hoppe, Martin Lingnau

Auch in den anderen Schüler und Jugendklassen standen die Mannschaften nicht nach und mehrere Berliner Meisterschaften konnten gewonnen werden. Diese sportlichen Höhepunkte sind beinahe ausnahmslos den Mitgliedern Wolfgang Erdmann, Peter Welsh, Siegfried Kammholz, Günter Schlosser, Alex Latotzky, Winfried Waeder und Manfred Neumann zu verdanken, die sich als Trainer und Betreuer unermüdlich dem Nachwuchs zur Verfügung stellten.

Diese gute Jugendarbeit des BSV 92 blieb auch an höherer Stelle dem Deutschen Rugbysport nicht verborgen. Gewürdigt wurde dies, indem eine Vielzahl von Jugendlichen und Junioren unseres Vereins in den vergangenen Jahren immer wieder in den Kader der Nationalmannschaft berufen und in Länderspielen eingesetzt wurden. So finden sich hier Namen wie der von Aiman Abdallah, Matthias Mücke, André Richter, Matthias Scheuerlein, Christian Strauch, John und Thomas Welsh, die zum großen Teil noch heute zu den Leistungsträgern der Bundesliga Mannschaft zählen.

Denen folgten als Junioren Nationalspieler u. a. Gerick Kammholz, Matthias Lorenzl und Gerrit Neumann für die DRJ. So wurde unsere Jugend A Mannschaft im Jahre 1992 Berliner Meister und nahm an der Deutschen Jugend Meisterschaft teil. Diese Mannschaft gewann auch im selben Jahr, in ihrer Klasse spielend, das größte deutsche Jugendturnier, das Fritz-Bösche-Turnier in Hannover.

Von denen, welche sich bisher um die Jugendarbeit unserer Abteilung bemüht hatten, und zuvor erwähnt worden sind, ist nur noch „East“ Schlosser als Jugendtrainer aktiv. Alle anderen haben im Laufe der Zeit andere Aufgaben für uns übernommen. Wolfgang Erdmann, viele Jahre unser 2. Vorsitzender, war von 1990 bis 1991 unser 1. Vorsitzender. Ihm folgte bei der Wahl 1991 Manfred Neumann in dieser Funktion. Peter Welsh war als 2. Vorsitzender des Deutschen Rugby Verbandes sowie als 1. Vorsitzender des Berliner Rugby Verbandes lange Zeit tätig. Siegfried Kammholz war Vorsitzender des Rugby Verbandes Nordrhein Westfalen und Alex Latotzky viele Jahre Lehrwart des DRV. Alle sind aber heute noch, auch in ihren neuen Aufgaben, mit dem Verein verbunden.

Herrenmannschaft

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Hinten: Heinz Belowa, Thomas Arndt, Harald Huck, S. Wijesingare, Eberhard Heitmann, Gordon Hughes, Lars Herbst, Mark Upsdale, David Wright, Mario Zamorano; Vorn: Mike Wolff, Alex Latotzky, Bernd Meyer, Aiman Abdallah, Matthias Scheuerlein, John van den Branden, Manfred Neumann, Andreas Buchholz, Mike Brady Fehlen: Dietmar Biesecke, Alan Butt, Jörg Kotzur, Ahmed Abdallah, Jörg Kuhlmann

Parallel mit dem Aufschwung im Jugend- und Schülerbereich ging es Mitte der siebziger Jahre auch im Männerbereich endlich wieder aufwärts. Mit Mario Zamorano kam aus Chile ein qualifizierter Rugbytrainer und Spieler, der es bei einer endlich auch wieder steigenden Mitgliederzahl schaffte, die Mannschaft zu motivieren und voran zu führen.

Neue junge Spieler kamen zum BSV 92, viele von ihnen aus dem Ausland und am Anfang nur Gäste auf Zeit. Doch so mancher von ihnen blieb dann für immer in Berlin. Einige sind noch heute aktive Spieler und bilden die Stütze des 2. Teams. In jenen Jahren zeigte die Rugby Abteilung eine weitere schöne Eigenschaft unseres Sports, nämlich die Fähigkeit, Spieler aus verschiedenen Nationen harmonisch zu einem Team zu vereinigen und zu sportlichem Erfolg zu führen. Wie international diese Mannschaft in jener Zeit war, ist auf einem Foto von 1981 zu ersehen, auf dem von 21 Spielern 10 aus dem Ausland kamen. Sie kamen aus den USA, Südafrika, Irland, Südamerika, Großbritannien, Ägypten und sogar aus Sri Lanka. Sie alle kamen mit dem einen Gedanken, Rugby zu spielen, und sie alle fühlten sich wohl beim BSV 92.

Nachdem 1977 bereits wieder eine Berliner Meisterschaft gewonnen werden konnte, ging es in den Achtzigern steil bergauf. Die Berliner Meisterschaften 1983, 1984 und 1986 1988 wurden errungen. Insgesamt 15 Berliner Meistertitel für die Männermannschaft seit dem Jahre 1945. Welch eine stolze Bilanz!

In dieser Zeit erreichte im Jahre 1983 diese Mannschaft ihren größten Triumph. In einem dramatischen Spiel gegen Hannover 1878 wurde der BSV 92 auf eigenem Platz Deutscher Ligapokal Sieger 1983.

Was für ein Erfolg! Der BSV 92 stand dann diesem möglichen Erfolg im Jahre 1990 erneut gegenüber. Hier scheiterten wir jedoch im Endspiel in Hannover gegen Germania-List.

Leider verließ Trainer Mario Zamorano die Mannschaft überraschend im Jahre 1983, um für einige Jahre nach Chile zurückzukehren. Zwar schafften „East“ Schlosser und Alex Latotzky, die als Trainer für ihn einsprangen, noch den Aufstieg der Mannschaft in die Bundesliga, doch währte diese Phase nur ein Jahr. Erst mit Orlando Hernandez aus Chile gelang es uns dann wieder, einen Trainer zu finden, der nicht aus der Mannschaft kam und daher eher von den Spielern angenommen wurde.

Mit dem inzwischen zurückgekehrten Mario Zamorano trainierte er die 1. Männermannschaft, die durch die Reform der Bundesliga wieder in der höchsten deutschen Spielklasse mitspielen konnte. Diese Klasse hielt der BSV 92 bis zum Jahre 1993 und spielte in denn folgenden Jahren, zum Teil bedingt durch die Bundesliga-Reform, in der Regionalliga.

Mit Beginn der Spielzeit 1995 konnten die vom DRV auf allen Gebieten unseres Rugbysports tief greifenden Reformen im Vereinsbereich endgültig umgesetzt werden. In diesem Jahr gelang es uns, Regionalligameister Berlin/Brandenburg/Sachsen zu werden, was dementsprechend gefeiert wurde. Dieser Sieg bedeutete für uns gleichzeitig den Aufstieg zur 2. Bundesliga-Nord. Einen Wermutstropfen in unserem Siegesbecher zu dieser Zeit brachte uns der Abschied unseres langjährigen Kapitäns Fergal Molloy. Dieser großartige Sportler kehrte aus beruflichen Gründen in seine Heimat nach Irland zurück. Für viele Spieler von uns war er sowohl sportlich, beruflich sowie privat ein Vorbild.

Gerade er sorgte auch als Kapitän der Berliner Stadtauswahl (neben vielen anderen Spielern des BSV 92) für Furore in dieser Ländervertretung in den Jahren 1993 und 1994. Hier sind ein 3. und ein 2. Platz im Länderpolkal-Turnier im entsprechenden Zeitraum zu nennen. Weitere Höhepunkte im deutschen Rugbysport vermitteln schon seit Jahren viele gute Spieler unseres Vereins bei der jährlich einmal stattfindenden Deutschen Hochschul-Meisterschaft. Mit Mike Wolff, Bernd Meyer und Alex Latotzky gehörten drei Spieler des BSV 92 zur einer Studentenauswahl, die 1982 erstmals den Titel: „Deutscher Hochschulmeister“ nach Berlin holen konnten. Zwei andere Spieler, Bernd und Hans Zeitler, jeweils aufgefallen durch exzellentes Spiel im Studententeam Berlin I, wurden später sogar in die deutsche Studentenauswahl zur Universitäts- WM in Rom berufen. Auch im Jahre 1996 sind bei der diesmal in Karlsruhe stattfindenden Deutschen Hochschulmeisterschaft unsere Aktiven mit dabei.

Das Jahr 1996 hatte für die 1. Männermannschaft eine besondere Bedeutung. Nach langer Abstinenz von der 2. Bundesliga wollte sie ihren Stellenwert im sportlichem Wettbewerb vermitteln. Ein langer, kalter Winter brachte den Spielplan erstmal gehörig durcheinander. Dann ging es im April los. Beachtliches wurde geleistet. Nehmen wir nach Siegen gegen POST SV Braunschweig, St. Pauli/HH, SV Odin, FC Schwalbe und SC Siemensstadt, sowie knappe Niederlagen gegen Stahl Hennigsdorf und dem Favoriten BRC, z. Zt. einen beachtlichen 3. Platz der 2. Bundesliga Nord ein. Eine sehenswerte Halbzeitbilanz in der laufenden Saison. Dazu haben sicher unsere Sportreisen nach London/England (1994) und Dijon/Frankreich (1995) erheblich beigetragen. Natürlich wollen sie auch unser anstehendes Jubiläumsturnier am 28. September 1996 gewinnen.

Gleichzeitig mit dem ersten Aufstieg in die Bundesliga begann 1983 auch der Aufbau einer 2. Mannschaft. Vorbei waren endlich die Zeiten, da wir unsere Spiele antreten mussten, ohne auch nur einen einzigen Ersatzspieler am Spielfeldrand stehen zu haben. Unser Potential an Spielern war inzwischen so groß geworden, daß wir diesen Schritt wagen konnten.

Als dann am 9. November 1989 die Mauer fiel und sich die Grenzen zum Osten wieder öffneten, konnten wir endlich unsere früher so guten Kontakte zu den Vereinen der DDR wieder aufnehmen, die all die Jahre nur unter großer Mühe und auch nur auf privatem Sektor weiter bestanden hatten.

Diese privaten Beziehungen brachten uns mit dem heutigen Post SV Berlin zusammen und machten es möglich, daß am 3. Dezember 1989, keine vier Wochen nach dem Fall der Mauer, das erste offizielle deutsch-deutsche Rugbyspiel stattfand. Natürlich auf unserem Platz in der Forckenbeckstraße.

Im Zuge der deutsch-deutschen Wiedervereinigung wurde noch im Dezember 1989 der Rugby Verband Berlin-Brandenburg-Sachsen gegründet. Auch wenn die 2. Mannschaft mit ihrer Mischung von jungen, alten, erfahrenen und unerfahrenen Spielern ihre Erfolge nicht mit dem sportlichen Standard einer Bundesligamannschaft messen konnte, so war es um so beachtlicher, dass bereits im 2. Verbandsjahr im Herbst 1991 die Mannschaft des BSV 92 den Meistertitel in der Verbandsliga Berlin-Brandenburg-Sachsen erringen konnte.

Der Verbleib in der Regionalliga dauerte jedoch nur eine Saison. Aus den hier gewonnen Erfahrungen wurde in Absprache mit dem Trainer, den Spielern und dem Vorstand entschieden, diese Mannschaft weiterhin in der Verbandsliga antreten zu lassen. Dies hatte sportliche Gründe, aber auch die Erkenntnis, neue Spieler langsam an unseren Sport heranzuführen.

Dieses Konzept ging auf. So wurde in der Verbandsliga in den Jahren 1993 und 1994 jeweils der Meistertitel errungen. Auch 1995 und 1996 blieb es bei diesem Konzept. Wenn gleich nunmehr nicht ganz so erfolgreich. Diese Mannschaft bleibt aber auch weiterhin mit seinem beachtlichen Spielerpotential ein Rückhalt zum Aufbau unserer 1. Männermannschaft.

Frauenteam

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Frauenteam 1990
Hinten: Vanessa Gottschlich, Silke Bornschein, Jasmin Kunze, Marion Schmitt, Birgitta Bernhard, Katrin Schmidt, Michelle Mulvany, Johanna Schmidt, Christiane Huck; Vorn: Yasmin Sommer, Carmen Preiss, Saara Baron, Alex Latotzky, Heike Stiller, Daniela Otto

Im April 1988 erfolgte dann ein Novum für unsere Abteilung und für die ganze Rugbygemeinde in Berlin. Kaum bemerkt von den anderen, hatte sich um Trainer Alex Latotzky eine Schar von Frauen und Mädchen versammelt, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, auch Rugby zu spielen. Anfangs noch belächelt, zeigten sie der Männerwelt doch sehr bald, dass auch Frauen Rugby spielen können. Nach nur drei Monaten belegten sie auf einem Frauen Rugby Turnier in Berlin schon den fünften Platz unter acht Mannschaften.

Ein Jahr später fand auf unserem Platz das erste Länderspiel der Frauen Nationalmannschaft gegen Schweden statt, das nur mit 8:0 Punkten verloren wurde. Frauentrainer des BSV 92, Alex Latotzky, konnte als frischberufener Bundestrainer für dieses Spiel gleich fünf Spielerinnen des BSV 92 in die Nationalmannschaft nominieren. Mit Saara Baron, Barbara Freischem, Vanessa Gottschlich, Susie Senior und Heike Stiller stellte der BSV 92 fast ein Viertel des Nationalkaders. Aus dem ersten Frauen Rugby Turnier zu Pfingsten 1989 hatte sich eine international bekannte Veranstaltung entwickelt, über die, und damit auch über unseren Verein, mit jedem Jahr mehr Vertreter von Fernsehen und Presse berichteten. Die internationale Beteiligung und auch das Ansehen des Turniers stiegen von Jahr zu Jahr. Spielerinnen aus vielen europäischen Ländern haben daran teilgenommen, und 1991 gelang es uns, erstmalig im deutschen Frauenrugby, eine Mannschaft aus der UdSSR nach Deutschland zu holen, die dann im Endspiel gegen unsere Mannschaft stand und gewann.

Wie groß das Ansehen dieses Turniers war, das 1991 erstmals unter der Schirmherrschaft des Bezirksbürgermeisters von Wilmersdorf, Herrn Horst Dohm, stand, belegte auch die Anwesenheit von allein drei Fernsehgesellschaften beim Finale. In der Wahl der Mannschaftsführerin des BSV 92, Christiane Huck, zur ersten Frauenwartin des Deutschen Rugby Verbandes, die auf dem Deutschen Rugby Tag 1990 erfolgte, sehen wir auch eine Anerkennung der Verdienste unserer Abteilung auf dem Gebiet des Frauenrugbys.

In der Rugbysaison 1991 belegte die Frauenmannschaft den 3. Platz während der Deutschen Meisterschaft. Saara Baron erhielt im Anschluss eine erneute Nominierung in den Kader der Frauen Nationalmannschaft, um erneut am Länderspiel Deutschland gegen Schweden in Trelleborg teilzunehmen.

Nach der Niederlegung des Traineramtes im März 1992 durch Alex Latotzky zeichnete sich eine Leistungsverschlechterung in der bisher recht erfolgreichen Damenmannschaft ab. Obwohl ein neuer Trainer zunächst nicht zu finden war und einige Spielerinnen dies als Anlass sahen, das Team zu verlassen, gab der harte Kern der Damenmannschaft nicht auf und trainierte sich bewundernswerter Weise im folgenden Jahr in Eigeninitiative. Auch wenn an Meisterschaften nur begrenzt teilgenommen werden konnte, so blieb die Motivation hoch. Dafür sorgte auch die erste Sportreise des Teams nach Russland in Begleitung des ehemaligen Trainers Alex Latotzky. Aus den während der internationalen Turniere über die Jahre geknüpfte freundschaftliche Beziehung zur russischen Frauen Rugby-Mannschaft ergab sich als Glanzpunkt der Saison im August 1992 die Teilnahmen an dem internationalen Turnier in Twer/Rußland, zu dem die Rugby Frauen des BSV als erstes westliches Team eingeladen wurden. Dieses Ereignis wird allen Beteiligten schon wegen der herzlichen Aufnahmen und dem Einblick in die russische Kultur unvergesslich bleiben.

Bei der Jahreshauptversammlung 1993 konnte Harald Huck zum neuen Trainer berufen werden. Dies bedeutete gleichzeitig den Neubeginn für das Frauenrugby des BSV 92. Durch die Initiative von Alex Latotzky, der inzwischen die Männermannschaft des Post SV Berlin trainierte, wurde mit der von ihm dort neu gegründeten Frauen Rugbymannschaft eine Spielgemeinschaft gebildet. Bereits bei der Deutschen Meisterschaft 1994 konnte die Berliner SG des BSV 92 und Post SV Berlin den 4. Platz erlangen und stand somit wieder im guten Mittelfeld. Weitere Spielerfahrungen konnten bei Turnieren in Hannover und Berlin gesammelt werden. Letzteres trat an die Stelle des zuletzt Pfingsten 1994 beim BSV ausgetragenen internationalen Frauen Rugby Turniers.

Das zunehmende Medieninteresse am Frauenrugby warb auch neue Spielerinnen an. Auch 1995 befand sich die Frauenmannschaft im ständigen Wandel. Die Gründungsmitglieder des 1988 gegründeten Frauenrugbyteams hatten gänzlich diesem Sport den Rücken gekehrt und nur wenige aktive Spielerinnen hatten bereits mehrjährige Spielerfahrungen. Die Neukonstituierung einer neuen leistungsstarken Rugbymannschaft war nicht leicht, doch sollte sich 1996 die Beharrlichkeit und Ausdauer mit Erfolg auszeichnen. Zur Saison 1996 erbat sich Harald Huck als Entlastung beim Training Unterstützung durch Alex Latotzky. Die erste Hälfte dieses Jahres brachte, trotz fehlender Spielerinnen, einen Stimmungsumschwung, nachdem immer bessere Leistungen erzielt werden konnten. Der erste Platz beim „Kampf in den Mai“ in Braunschweig, vor dem in der Nordliga sonst so dominierenden St. Pauli, wurde hart erkämpft und zeugte vom Durchhaltewillen des Teams und lässt auf die „alte“ Leistungsstärke hoffen.

Berlin 1996, Autoren: Manfred Neumann, Jasmin Kunze und Heinz Naß